BUS126 - Enemy Kids

Graffitilegende, Künstler und Autor BUS 126 überrascht uns seit Jahrzehnten mit immer neuen Formen, Techniken und Orten seiner Bilder. In Höhlen, im Wald und an Stadtfassaden schafft er ein Werk, das aus drei Buchstaben und einer Zahl besteht, BUS 126, und weit über Graffiti hinausreicht, sich wie eine Wurzel in die verschiedensten Bereiche künstlerischen Ausdrucks ausdehnt.

Die Originalversion von ENEMY KIDS entstand bereits 1997 als Reaktion auf ODEMs „On the Run“, das erste deutschsprachige Werk der sogenannten „Graffitiliteratur“, das vor allem ein kontroverses Stück Coming-of-Age-Prosa ist. In diesem Buch sind BUS 126 zwei Kapitel gewidmet, in denen er sich nur schwer wiederfindet. Inspiriert von dem Text, der spürbar von einem Ghostwriter formuliert wurde, erzählt er von seiner eigenen Sicht auf die Westberliner Graffitiszene, seine Kindheit und Jugend in Lichtenrade und Marienfelde. Waren diese Anfänge von Hip Hop und Graffiti in Berlin wirklich so glanzvoll und kreativ? Wer waren die jungen Männer, deren Leben Graffiti ebenso umfasste wie Gewalt und Langeweile? Wie war die Stimmung in der ummauerten Hälfte der Stadt?

Nach 25 Jahren endlich fertiggestellt, wirkt ENEMY KIDS wie eine Zeitreise, in eine Stadt, deren Orte und Straßennamen uns vertraut sind, die aber dennoch eine ganz andere Welt ist. Völlig frei von Namedropping und Glorifizierung erzählt BUS 126 von einer Zeit ohne Handys und Internet, ohne Videoüberwachung und Graffiti-Tore. Einer Zeit, in der Messer in gewissen Kreisen so alltäglich waren wie Marker, Schlägereien so alltäglich wie U-Bahn-Surfen und Liebe so weit weg war wie jede Aussicht, jemals aus all dem herauszukommen.

Lob:

West-Berlin Ende der 80er, die Mauer stand noch. Ein blasser, dünner Teenager nennt sich jetzt Bus126, geht aufrecht und ausladend: marschiert nicht, obwohl er wandert, nein, er fliegt.
Zuhause wird die bleierne Stille von scheppernden Ohrfeigen unterbrochen. Draußen enden die Nächte meist im blutigen Grauen. Als Zeuge, als Opfer, als Täter. Eine junge Seele, zerkratzt von streunenden Dornbüschen und verfärbt vom bezeugten Bösen der eigenen Umgebung. Nirgendwo Halt. Bus126 präsentiert einen Coming-of-Age-Text, der die Suche nach Tat und Persönlichkeit in einem Milieu der Kälte und Gleichgültigkeit in all seiner Rücksichtslosigkeit beschreibt.

SADE, BMQ REZ104 Seiten
Softcover